Babi Jar: Kritische Fragen und Anmerkungen
HERBERT TIEDEMANN
»Mut heißt, die Wahrheit suchen und sie verkünden!«
Jean Jaurès
1. Vorbemerkungen
Der Fall »Babi Jar« ist in mancher Hinsicht verwirrend. Wegen des besseren Überblicks wird deswegen schon hier zusammenfassend angedeutet, wo die hauptsächlichen Probleme liegen.
1. Der Massenmord in Babi Jar geschah fast vier Monate vor der Wannsee-Konferenz, auf der das Morden angeblich erst geplant wurde.
2. Es kursieren die verschiedensten Morddaten.
3. Die Zahl der Ermordeten schwankt je nach Quelle um bis zu zwei Größenordnungen.
4. Es werden sehr unterschiedliche Mordmethoden und -werkzeuge genannt.
5. Ebensowenig herrscht Einigkeit, wo gemordet wurde.
6. Die Zeugen, beziehungsweise Berichte, machen auch in anderer Hinsicht die widersprüchlichsten Angaben.
7. Die Zahl der angeblich Ermordeten liegt zum Teil weit über der Zahl der Juden, die nach der Evakuierung durch die Sowjets in Kiew verblieben war.
8. Es fehlt bisher jegliche kriminaltechnologische Untersuchung der Mordstätte und der -werkzeuge. Man hat sich nie um Spuren- und Spurensicherung gekümmert.
9. Ebenso ist rätselhaft, wieso die Sowjets einen Ort als Müllkippe und zur Müllverbrennung benutzten, an dem während des »Großen vaterländischen Krieges« durch den Erzfeind angeblich Unzählige ermordet wurden.
10. Schließlich werden die Behauptungen durch inzwischen gefundene Luftbildaufnahmen aus dem Krieg widerlegt.
Bei der Untersuchung der oben kurz angeschnittenen Fragen wird die gängige Methodik wissenschaftlicher Untersuchungen angewandt. Nach einführenden, das Gesamtverständnis erleichternden Informationen werden in getrennten Kapiteln erste Meldungen, Augenzeugenberichte und andere Quellen aufgeführt und daraus entstehende spezifische Fragen behandelt. Mit grundsätzlichen Fragen beschäftigt sich ein gesondertes Kapitel.